Freitag, 4. Oktober 2013

Diskussionsstoff...

...Nordeifel!

Dass über das Thema "Klettern in der Nordeifel" diskutiert wird bis die Köpfe rauchen, ist ja nichts neues. Doch nun hat ein Beitrag der Lokalzeit NRW neuen (und alten) Zündstoff für des rheinischen Kletterers liebstes Thema geliefert: 

Lokalzeit aus Aachen

Sonntag, 15. September 2013

Trebenna? It´s the best!

Turkish Standard
 
 
Freudig mag ich berichten, dass in der neusten Ausgabe meiner Leib.- und Magen- Lektüre "KLETTERN" erneut etwas meines Geschreibsels abgedruckt wurde. In diesem Fall habe ich meine nicht nur von Efes und Gözleme handelnden Erlebnisse eines Kletterurlaubs in der Türkei niedergeschrieben. 



Nein, natürlich geht es nicht nur um kulinarisches, sondern auch, oder vorwiegend, wie der Titel des Magazins erahnen lässt, ums Klettern. Um Routen, Sektoren und Grade. 
Um Moves und Cruxes, um Ausdauerhämmer und Boulderlastige Linien. 
Aber nicht zuletzt geht es um die, die all das Betrifft: Die Typen, die sich "Climber" nennen. Die, welche in diesem Fall im josito -camp, zusammengekommen sind um sich an den Felsen von Geyikbayiri zu vergnügen.

Herzlich Danken möchte ich an der Stelle Öztürk und Tobias, für die vielen Infos und noch mehr Fotos und vor allem für eine tolle Zeit in der Türkei.

Alles nachzulesen im Heft:


Klettern September 2013 

Freitag, 13. September 2013

Extreme Wagnisse


...aber nicht nur Reinhold ist bereit viel zu wagen:

 




Auch Jerry Moffat: 

Extrem Minimalistisches in tuntig-pinken Lycras.



Oder natürlich Kurt Albert:

Extremer Sautanz in extrem kurzen Turnhosen. 




Auch er ist dabei, Wolle Güllich:

Extremer Klimmzug in verdammt weißen und viel zu langen Tennissocken.








Aber das stilistisch wohl größte Wagnis geht dieser Alpinist ein:
 Extremes Frieren am Watzmann in völlig uncooler Hippiemütze!

Donnerstag, 5. September 2013

Der schwerste 6. Grad...



...oder ungewollte Neuerschließung

Schweigend sitzen wir in der offenen Hecktüre des Bullys und mummeln unser Frühstücksbrötchen in uns hinein. Es ist kurz nach sechs Uhr morgens. So früh steht man nun wirklich nicht an einem Urlaubstag auf. Doch gestern ist es schon so unerwartet heiß geworden, dass wir in der Wand beinahe verbrannt wären. Schultern und Beine zeigen  deutlich rote Spuren des intensiven Sonnenbades. Also wurde heute der Wecker noch eine Stunde früher gestellt. Vielleicht sind wir ja, wenn es richtig heiß wird, schon oben. 8 Seillängen bis zum glatten 6. Grad sollen uns 250 Meter die Parete San Paolo hinaufführen. Selene heißt dann die ganze Unternehmung. Die Göttin des Mondes. Passt zumindest zur Uhrzeit.

 
So richtig hat keiner Lust zu reden. Die Euphorie ist im Laufe der Tage einer gewissen Routine gewichen. Aufstehen, frühstücken, klettern, absteigen, relaxen. Auch sind wir nach diversen Klettertagen und großer Hitze schon ganz schön fertig. Trotzdem sollte es heute die „Selene“ noch mal sein. Hat es doch vorgestern schon wegen akutem Kräftemangel zum Abbruch nach der ersten Seillänge und einem eingeschobenen Pausentag geführt.
Eine halbe Stunde später finde ich mich am ersten Stand wieder. Auch Heni scheint im Nachstieg gut voranzukommen. Mein Blick wandert über die Bergketten und ich beobachte, wie sich die ersten Sonnenstrahlen über den Monte Stivo kämpfen. „Lass dir ruhig Zeit“, flehe ich die Sonne gedanklich an. Doch am 2. Stand brennt sie schon wieder unerbittlich auf unserer Haut. Dafür läuft die Kletterei gut. Heni erreicht mich und wir werfen gemeinsam einen Blick auf den gestern liebevoll von mir abgezeichneten Routentopo. Ein bisschen nach links queren und dann über einen kleinen Überhang, so stellt sich die Skizze dar. Also klettere ich los. Eine Sanduhrschlinge führt zu einem Ringhaken. Von dort sehe ich weit entfernt links über mir einen Überhang. Da muss es sein. Also quere ich weiter. Inzwischen ca. 5 Meter links vom letzten Ring sehe ich trotz der bislang akzeptablen Absicherung weder einen Haken noch einen offensichtlichen Ort, der eine mobile Sicherung beherbergen würde. Die zu überwindende Platte wird griff- und trittärmer. Doch noch mal einige Meter weiter links entdecke ich ein kleines Plateau und nach einem untersuchenden Blick auch zwei Standhaken. Laut Topo sollte dort zwar gar keiner sein, doch in Anbetracht des sonst entstehenden Seilverlaufs war es auch wiederum gut, dass dort noch ein Zwischenstand eingerichtet worden war. Eine runde, offene und wenig tiefe Einfurchung durch die Platte schluckt glücklicherweise meinen 2er-Camelot. Nicht nur an mich, sondern auch an die nachsteigende Heni denkend empfinde ich das zu absolvierende Manöver vom Ring zum Stand zu gelangen als halsbrecherische Aktion. Leider spuckt die Wand meinen Lieblingscam bei meiner ersten Bewegung wieder aus. Dieses altbekannte Gefühl steigt in mir auf. Jenes, welches immer wieder im Laufe eines Kletterlebens die Frage auf wirft: Was mache ich hier? Warum sitze ich nicht am Gardasee oder in einem Eiscafé?
Beim zweiten Mal wird mein Cam geduldet. Dass er im Sturzfall an Ort und Stelle bleibt, glaube ich in diesem Moment schon, aber nur, weil ich es glauben möchte, und rette mich mit hektischen Bewegungen auf das Plateau. Ich hoffe, dass Heni jetzt ebensoviel Glauben aufbringen wird, und fordere sie zum Nachkommen auf. Auch sie kommt mit kleineren mentalen Verschleißerscheinungen am Stand an. Erneut wird meine Toposkizze begutachtet und diskutiert. Beide sind wir uns einig, dass dieser Stand eine sehr vernünftige Sache ist. Wie wäre doch die Seilreibung gewesen, wäre man direkt weitergeklettert? Und überhaupt bieten sich doch diese Quadratmeter, zudem im Schatten gelegen, für diesen Zweck an.
 
Und von diesem Punkt konnte man nun das erste Highlight der Route angehen. Der erste von „vielen Überhängen, die infolge ihrer Gutgriffigkeit relativ leicht zu übersteigen sind“, so stand es geschrieben. Im 6. Grad befindet sich diese Passage und voller Vorfreude steige ich ihr entgegen. Die 3 Meter überhängender Fels sind von einem Riss durchzogen, welcher offensichtlich auch die darüber liegende Wand teilt. Ich klettere die ersten Meter an. Gute Griffe finde ich nicht. Vielmehr bleibt erst einmal nur, den Riss zu piazzen. „Darüber wird schon eine Kelle kommen“, denke ich, aber sie kommt nicht und während meine Arme dicker werden, klettere ich bis zum letzten No-Hand-Rest vor dem Überhang ab. „Ich bin ja auch schon platt, zudem schmieren die Griffe in der prallen Sonne. Wirst dir doch jetzt nicht den Onsight nehmen lassen. In einer 6er-Seillänge!“ Also noch mal. Die Züge gehen schon etwas besser, aber die Suche nach der relativen Gutgriffigkeit bleibt wieder ergebnislos. Und noch mal, und wieder ab zum No-Hand. Und noch mal und noch mal. „Das muss doch gehen!“ Die Versuche werden schon etwas ungeduldiger und wütender und schließlich stehe ich wieder am Ende des Überhangs in Piaz-Stellung und gebe die Suche nach der Kelle auf. Stattdessen stelle ich, krampfhaft das Öffnen der Tür verhindernd, pumpend und keuchend, „Jetzt aufpassen“ rufend, den linken Fuß auf Reibung, den rechten in den Riss, den linken nochmals hoch und stemme mich weiterhin mit aller Spannung in die Gegendruckposition. Inzwischen liegt die letzte Sicherung weit unter mir und das Einhängen der leicht angegammelten Seilschlinge würde nochmals ein extrem wackeliges Unterfangen werden. Mit Armen dick wie Betonpfeiler und einer ordentlich angeschlagenen Psyche würge ich das Seil in die Expressschlinge und atme auf. Auch auf dem Weg zum Stand vermisse ich die relative Gutgriffigkeit, aber der ernsthaften Gefahr entronnen, lassen sich die übrigen Meter auch noch absolvieren.

„Immer tüchtig in die Schlingen greifen“, lautet mein wohlwollender Rat an Heni, in der Sorge, dass sie als bekennender Nichtfan von Überhängen dort auch ihre liebe Not haben wird. Wie eine halbe Ewigkeit kommt es mir vor, die Heni benötigt, um die Länge begleitet von einigen Unmutsäußerungen zu absolvieren.
Ich nutze die Zeit, die nächste Länge zu mustern. Und um mir die Gefährlichkeit des weiteren Abstands zur ersten Sicherung gründlich einzureden. Zudem tauchen wieder kleinere Ungereimtheiten zwischen Skizze und Realität auf. Ob der Topo schlecht ist oder ich schlecht abgezeichnet habe, mag ich in dem Moment nicht beurteilen, aber es ist wie üblich anzunehmen, dass die Schuld nicht bei mir liegt. Wie dem auch sei –die namensgebende mondsichelförmige Verschneidung geht nicht senkrecht über dem Stand los. Vielmehr gilt es, vorweg ca. 15 Meter Querung zu absolvieren, bis ich eine, wenn auch kurze und nicht gebogenen, Verschneidung ausmachen kann. Als Heni offensichtlich auch etwas von der Kletterei mitgenommen bei mir auftaucht, informiere ich sie kurz über die Ungereimtheiten und klettere dann los. Mit der entsprechenden psychologischen Vorarbeit  im Gepäck klettere ich zittrig die erste Seilschlinge 4 Meter über meinem Kopf an. Die Platte ist von der Sonne schmierig. Eine traumhafte Querung folgt. Es geht unter einer goldgelben, versinterten Wandzone her und nach einigen Metern steige ich in Richtung Verschneidung an. Dort angekommen sind meine Arme wieder ziemlich dick und ich schüttele die restlichen Meter bis zum Stand fast an jedem Griff sekundenlang meine Arme aus.


Heni kommt nach. Die „Mach mal zu“-Frequenz steigt deutlich an. Da ich nun in der prallen Sonne stehe, meine Füße in den Kletterschuhen auf das doppelte angeschwollen sind und nun der Platz im Inneren nicht mehr auszureichen scheint, weil meine gestern noch leicht geröteten Schienenbeine  sich im Zeitraffer von Lachs- zu Krebsrot verfärben und weil ich überhaupt einen großen Drang verspüre, bald anzukommen, bete ich mantraartig: „Komm schon, mach schon, das bekommst du schon hin!“, vor mich hin.

„Ich komme hier nicht weiter. Hier geht gar nichts mehr!“, reißt mich jäh aus meinem Gebet. Heni hängt in der Verschneidung. Immer und immer wieder probiert sie, die Stelle zu lösen, doch es lässt sich kein Millimeter mehr Seil einholen. „Geif ins Pärchen! Häng dir ’ne Schlinge als Tritt ein! Lass ruhig alles hängen!“, sind meine Empfehlungen. Doch immer wieder kommt: „Geht auch nicht!“ als Antwort. 4 SL trennen uns nur noch vom Gipfel und einem bequemen Spaziergang ins Tal. Zugegebenermaßen keine sonderlich leichten, wenn man dem Topo glauben darf, aber alles absehbar. Mit Grausen denke ich jedoch an eine mögliche Abseilfahrt und die damit verbundenen Ungewissheiten und Strapazen. Eine SL mit langer Querung, die Plattenstelle, die den Camelot nicht aufnehmen wollte, zurückklettern und überall Bäume und Büsche in der Wand, die mit Vorliebe abgezogene Seile auffangen und nicht wieder freigeben. „Komm schon, mobilisiere noch mal alles! Das geht schon und hier oben reden wir weiter!“, rufe ich noch mal verzweifelt runter. Als Konsequenz wird auch tatsächlich das Seil locker und Heni bewegt sich weiter aufwärts. Stück für Stück kämpft sie sich zum Stand. „Eine Seillängen im 5. Grad und wir haben etwas Schatten unter dem großen Dach. Dort pausieren wir etwas und überlegen dann, ob wir weiterklettern oder abseilen.“ Heni stimmt zu. Natürlich steht die Sonne so , dass es unter dem großen Dach keinen Quadratmillimeter Schatten gibt, und natürlich fällt es Heni nicht wesentlich leichter , diese Seillänge zu absolvieren. Nach den letzten verzweifelten Überredungsversuchen meinerseits („Nur noch 3 Längen!!!“) beginnt die Abseilfahrt durch den Glutofen der Parete San Paolo. Die zuletzt gekletterte Länge ist noch unproblematisch. Doch dann gilt: Alles, was man hingequert ist, muss man auch wieder zurückqueren. An der Prusik halb baumelnd halb kletternd erreiche ich einen Ringhaken und hänge eine Expressschlinge ein. Auf Höhe des Standes versuche ich das gleiche Manöver nochmals, mit dem Unterschied, dass der Weg durch einen dichten Busch versperrt ist. An diesem angekommen, hängt das Seil schon im 45 Gradwinkel und ich habe das Gefühl, jemand umklammert mich fest an der Hüfte. In unelegantester und auf nichts mehr rücksichtnehmender Art durchquere ich den Busch und hänge schnell meine Bandschlinge ein bevor es mich quer durch den Busch zurückzieht. So schon bin ich von oben bis unten zerkratzt. Heni ergeht es nicht viel besser. Sie muss ja noch die Schlingen aushängen. Beide ziehen und zerren wir, ich am unteren Ende des Seils, um sie durch den Busch in Richtung Stand zu manövrieren, sie an Fels und Busch und was sie sonst noch zu greifen bekommt. So langsam beginnen wir, uns mit unschönen Titeln anzureden und genügend Gründe zu finden, warum der andere Schuld an der Misere ist. Das Schlimmste an der gesamten Situation ist die Tatsache, dass die Sarca in Seh- und Hörweite gemütlich gen Gardasee fließt und die Sehnsucht nach ein wenig Erfrischung kaum noch auszuhalten ist. Aber weiter geht die Abseilfahrt bis zum schon öfters erwähnten Plateau. Dort, endlich mal im Schatten, beruhigen wir erst einmal die Gemüter und überlegen. „Wenn wir die SL nicht zurück klettern wollen, müssen wir ins Ungewisse gerade runter seilen. Leicht schräg versetzt müsste der vorherige Stand sein …“ Sehr unsicher bin ich mir in dieser Vermutung, habe aber auf der anderen Seite wenig Lust, die Querung, die meine Cams so gar nicht mag, zurück zu klettern. „Bestimmt! Mach das! Da kommt bestimmt ein Stand!“ Ich glaube bis heute nicht, dass diese Ermutigung auf der Abwägung von Fakten und dem daraus resultierenden Schluss basierte. Vielmehr scheint der Unwille zu queren bei Heni um ein Vielfaches ausgeprägter zu sein. Also seile ich ins Ungewisse hinab. „Hier sind Sanduhrschlingen einer anderen Tour!“, rufe ich Heni zu, „dann finden wir hier auch einen Stand!“ Tue ich auch wenige Meter darunter. Der erscheint mir ziemlich unbequem und so seile ich weiter ab in der Hoffnung, auf dem darunterliegenden Band den  ersten Stand unserer Route zu finden. Dies hieße dann nur noch eine Abseilfahrt. Und dem ist dann auch so.

Wenigstens das Bier ist kalt!

Wie geschlagene Ritter kommen wir in brütender Hitze auf dem Parkplatz direkt an der Sarca an. Mit uns eine weitere Seilschaft, die ebenfalls schlecht gelaunt und schimpfend von ihrer ebenso ätzenden Abseilfahrt in der Via Helena berichtet. Die gruppentherapeutische Möglichkeit des Erfahrungsaustauschs und der anschließende Sprung in die Sarca lassen die Enttäuschung etwas abklingen. Aber mir kommt da auch ein Gedanke. Wieder am Bully zurück zücke ich den Topo, welcher als Vorlage für meine Skizze diente, und beim ersten Blick kommt mir das Gespräch während des gestrigen Zeichnens wieder in den Sinn.
„Hier ist die Nachbartour eingezeichnet, die dort entlangläuft, willst du das nicht mit einzeichnen?“ „Ach Quatsch. Da müsste man schon sehr doof sein, um sich in die Nachbartour zu verirren.“ Offensichtlich waren wir sehr doof! Resultat des nicht mit skizzierten Routenverlaufs der Nachbartour war: eine „neue Seillänge“ mit einer ca. 10-Meter-Querung auf einer ungesicherten und kaum absicherbaren Platte und Onsight-Begehung der beiden Schlüsselseillängen der Elios im Grad 7+ und 7. Und hätten wir zu guter Letzt noch gewusst, dass die verbleibenden 3 Längen leichter gewesen wären als die, die auf unserer Skizze standen, wären wir vielleicht noch bis zum Gipfel geklettert und hätten eine brandneue Kombination „erschlossen“. So oder so beginnen wir laut zu lachen und freuen uns, mal wieder den „Rückzug im Ernstfall“ geprobt zu haben, auch wenn der letzte Klettertag ohne Durchstieg blieb.

Montag, 19. August 2013

Ohne Zweifel: Eifel!



Wunderbare Eifel




Köln ist vielleicht nicht gerade für seinen Felsreichtum bekannt. Trotzdem haben wir Kölner so etwas wie ein Heimatklettergebiet. Und damit meine ich nicht die Hohenzollernbrücke, die in den 90ern aus mir unerfindlichen Gründen zu einem ernstzunehmenden Kletterspot avancierte. Zweimal habe ich diesem Brückenpfeiler der bekannten den Rhein überspannenden Brücke die Chance gegeben mich von seinem Potenzial zu überzeugen. Erfolglos! Weder die Kletterei an „grobbehauenem Muschelkalk“, welche sich 2m weiter rechts nicht arg von 2m weiter links unterschied, noch die Tatsache, dass man für 5-10 Meter langweiliger Kletterei jedes Mal umständlich ein neues Top-Rope installieren musste, überzeugten mich. Die meisten Kletterer schien das zur Schau stellen ihres Crazy-seins geradezu zu beflügeln, aber mich törnten die Blicke von hunderten vorbei kommenden Passanten, die gezückten Kameras von staunenden japanischen Reisegruppen sowie der immer wieder gehörte und noch kein mal als witzig befundenen Spruch „Da drüben gibt es eine Treppe“ ganz schön ab. Noch nicht einmal die ernstgemeinte Bewunderung und Anerkennung von Passanten konnte mich  darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Routen so leicht waren, dass  sie wohl jeder einigermaßen sportliche Tourist ebenfalls hätte erklimmen können, wenn wir ihm unsere Kletterschuhe geliehen hätten. Inzwischen  setze ich mich hin und wieder  gerne mit einem Bier an der Hohenzollernbrücke auf die Kaimauer und bestaune das illustre Treiben. Von TEVA-Sandale bis Buff-Kopftuch mit voller Outdoorbekleidung ausgerüstet, wird mit freiem Oberkörper geächzt, gestöhnt,  „Come on, Allez“ und „Fuck“ gebrüllt um die Aufmerksamkeit noch etwas mehr auf sich zu lenken. Jedes Mal freue ich mich, wenn meine erstaunten Blicke bemerkt werden und das Gestöhne, Geächze, sowie das „Come on, Allez“ und Fuck“ -Gebrülle noch lauter wird. Wenn man anderen eine Freude macht schmeckt ein kaltes Kölsch halt doch doppelt so gut.
Nein, die Hohenzollernbrücke meine ich nicht als Heimatgebiet. 

Heimatklettergebiet der Kölner
Eben so wenig wie den Kölner Dom. Auch wenn er im Stadtgebiet mit 157,38 Metern die höchste Erhebung darstellt und ich einmal ein Domfoto mit eingezeichneter Routenführung einer Mehrseillänge gesehen habe, bietet sich ob der drohenden Konseqenzen eines Ersteigungsversuches dieses Prachtbauwerk nicht als Kletterspot an. Aller Absurdität zum Trotz erreichten diese urbanen Kletterentwicklungen 2006 mit der Ausrichtung der ersten Buildering WM in Köln ihren Höhepunkt. Was die japanische Reisegruppe wohl bei dem Anblick einer fünfzigköpfigen Gruppe mit großen Matten auf dem Rücken, die mit dem öffentlichen Personennahverkehr Brücken und Denkmäler abfahren um mit lautem Gebrüll diese zu erklimmen, gedacht hat möchte ich mir gar nicht ausmalen.
 
Nein ich meine echten Fels in echter Natur. Und diesen findet man als Kölner in der Eifel. Sicherlich haben Mayener oder Nideggener sowie Gerolsteiner und wahrscheinlich sogar die Dürener mehr Anrecht darauf zu behaupten in der Eifel heimisch zu sein. Trotztdem würde ich schon ob der vielen dort verbrachten Tage, ob der großen Liebe zu Land und Leuten und natürlich ob der Kletterei, mich dort als so etwas wie ein Local bezeichnen.
Die Eifel verwöhnt uns mit den verschiedensten Gesteinsarten. Zum Bouldern und Klettern laden Sandstein sowie Sandsteinkonglomerat, Dolomit, Basalt und Vulkangestein namens Basanit ein. Diese bilden Überhänge und Platten, sowie Risse und Kanten. Eine internationale Bedeutung kann man der Eifelkletterei jedoch auch trotz der zahlreichen niederländischen Gäste kaum zusprechen. Vielmehr zeichnet wohl die geografische Beschaffenheit des kleinen Nachbarlandes dafür verantwortlich, dass man neben Eifler Platt und kölsch auch holländisch zu hören bekommt.
Kurzgesagt die Eifel ist einfach wunderbar. Und das nicht nur im eigentlichen Sinn, sondern auch im wortwörtlichen! Denn wer in der Eifel klettern geht ist mit so vielen Wunderlichkeiten konfrontiert, wie ich es von noch keinem sonstigen Klettergebiet gehört habe. Wie sonderbar so vieles ist, merke ich zugegebenermaßen immer erst dann, wenn ich fremden Kletterern von der Eifel erzähle.

 Heute verboten: Trichterkante im Rurtal
Das Klettern im Rurtal ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Die einst von Wolfang Güllich(!) benutzte Umschreibungen „überhängender Kartoffelacker“ für das Gezerre an glatten Kieseln ist schon sehr treffend und die damit einhergehende Kletterei in nicht immer ganz festem Sandsteinkonglomerat ist mit Sicherheit um ein vielfaches gewöhnungsbedürftiger als jene in der fränkischen Schweiz. Trotzdem warten an unzähligen Türmen und Massivwänden jede Menge eindrucksvoller Routen auf potenzielle Wiederholer. Aber leider Gottes werden viele von ihnen noch sehr, sehr lange oder gar vergebens darauf warten. Denn schon Ende der 40er Jahre entbrannten die ersten Streits um Gebietssperrungen und bis in die heutige Zeit ist das Sperren und Öffnen einzelner Wände ein Politikum, zwischen Gemeinden, Bürgermeistern, Landräten und Naturschutzverbänden auf der einen Seite und DAV und IG-Klettern auf der anderen Seite. Wer jetzt meint, dass es doch nur löblich sei, in der Eifel noch auf so viel Respekt vor der Natur zu stoßen, dem sei in Erinnerung gerückt, dass der größte Stolz der Region Eifel wohl der Nürburgring ist.

 
Senkrechter Kartoffelacker? Nein Klettergeschichte: Die Kühlenbuschtraverse 7c (damals 10-)
Eine gravierende Folge dieser Sperrung ist, dass ein wesentlicher Teil der Geschichte des Kletterns in der Region nicht weiterleben kann. Historisch bedeutende Nadeln dürfen nicht mehr beklettert werden, viele Routen die in der Schwierigkeitsentwicklung  eine wichtige Rolle gespielt haben sind nicht mehr wiederholbar. Eine Weiterentwicklung existiert kaum noch oder nur geheim und illegal. Ein Beispiel ist die Kühlenbuschquerung, die ersten Klettermeter in der Eifel im zehnten Schwierigkeitsgrad. Es handelt sich um eine überhängende Traverse an kleinen Leistchen und Slopern. Sie befindet sich an einem Quaken mitten im Wald. Weder zu schützende Vogelbrut findet dort statt, noch sind irgendwelche seltenen Farne und Flechten zu finden. Lediglich die Siedlung der schützenswerten besseren Gesellschaft ist auf dem Weg zu diesem traumhaften Spot zu durchqueren. Da ein Mensch mit Matte auf dem Rücken anzunehmender Weise eine Menge kriminelle Energie besitzt, bleibt das Gebiet besser gesperrt und die Siedlung frei von Mattenträgern.

Um die erste „echte Nach-oben-klettern-Zehnminus“ auch vor unzulässigem Beklettern zu schützen, haben die dort ansässigen Nideggener kurzerhand zur Flex gegriffen. Das Abflexen unliebsamer Kletterhaken ist sicherlich eine über  die Eifel hinaus bekannte Praktik.  Um aber ihrem wunderbarem Ruf gerecht zu werden, wurden die Haken des „Zöllibats“ sowie anderer bedeutender Routen lediglich an der oberen Seite durchgeflext. Wer es nun also wagen würde, unerlaubt zu klettern, wird seine gerechte Strafe bekommen. Und was die Strafe ist, wenn der nicht als defekt erkennbare Haken im Sturzfall ausbricht, kann  sich wohl jeder ausmalen. 
Eine Zeit fern von Sperrungen und Eintritt.

Nun schon seit langer Zeit ist der Status quo, dass einige wenige Wände freigegeben sind. Insgesamt sind es wohl nicht einmal 10% der vorhandenen Routen. Um aber nun an diesen wenigen Wänden Klettern zu dürfen, muss man „Eintritt“ bezahlen. Was mir selber oft nicht mehr bewusst ist, wie sonderbar es für einen nichteifler Kletterer klingen muss, dass man für das Klettern an Felsen Eintritt bezahlen muss. Offiziell dient diese Praktik der Kontingentierung der Kletterlaubnisse. Denn mehr als 100 Personen dürfen nicht an einem Tag im Rurtal klettern. Dass diese Marke schon seit Jahren nicht mehr erreicht wurde, nicht zuletzt, weil jeder Kletterer das geringe freigegebene Potenzial eh schon längst abgegrast hat, ändert an dieser Regelung nichts. Ganz im Gegenteil wurde es doch langsam Zeit den Eintritt von 2,50 Euro auf fünf zu verdoppeln. „Zur Pflege des Klettergebietes“ wird das Geld verwendet, so heißt es von Seiten der Stadt Nideggen. Das ändert weder etwas daran, dass in den meisten Routen total verrostete Ringe baumeln, noch  dass Kletterer hier und da schon einmal einen Umlenkhaken plötzlich in der Hand halten. Aber glücklicherweise wurde in Schilder investiert die den gebietsunkundigen Klettertouristen informieren, wen er im Falle des ausgebrochenHakens oder sonstigen Unglücken anzurufen und zu welchem Fels er die Retter zu bestellen haben. Dass aber insgeheim doch noch vom internationalen Kletterbesuch geträumt wird, beweist die gleich in drei Sprachen übersetzte Handlungsanweisung. In eine korrekte englische und französische Übersetzung wurden die Gelder, die für ein bisschen Kletterspaß kassiert werden jedoch nicht investiert. „Vous etes Hinkelstein 3“ und „Select the number 112“ klingen eher nach dem Werk der Dorfschullehrerin.

Wo es Regeln gibt, muss es natürlich auch Kontrollen geben, ob diese auch befolgt werden. Und auch das kostet natürlich. So gibt es zwei Kontrolleure, die den Besitz des an der Tankstelle Nideggen erworbenen Klettertickets, sowie die Bekletterung der richtigen, also freigegebenen Wände überprüfen. Ehrenamt mit kleiner Aufwandsentschädigung, so war meine Vermutung für diese Tätigkeit. Die beiden älteren Herren, erfüllten ihre Pflicht jedenfalls mit entsprechender Überzeugung und Bissigkeit. Doch zuletzt stolpere ich tatsächlich über eine Anzeige der Stadt, wo eine Stelle als Kletterwart als Minijob ausgeschrieben war welche nach TVöD Entgetgruppe 3 entlohnt werden sollte. Auf meine per E-Mail eingereichte Anregung, den Posten eines Kletterwarts mit einer Person mit Kletterkenntnissen zu besetzen, welche sich auch um die „Pflege des Klettegebietes“ sprich um die längst überfällige Sanierung der Haken kümmern könnte, bekam ich von der Stadt Nideggen leider noch nicht einmal eine Antwort. Bleibt anzunehmen, dass die Eintrittsgelder für erstrittene lebenslange Renten von verunfallten Kletterern nach Hakenausbruch gespart wird.
Zuletzt waren Freunde von mir an einem sonnigen Wintertag an erwähntem Sandsteinquaken im tiefen Nideggener Wald. Drei Erwachsene und ein Kleinkind genossen die herrliche, frische und klare Luft. Und weil man schon mal da war, probierte man natürlich auch mal die Züge der so bekannten wie auch schönen Traverse aus. Ob es Anwohner waren die mit Argusaugen Matten auf dem Rücken der jungen Leute erspäht hatten und folgerichtig zum Telefonhörer griffen oder aber Zufall, mag ich nicht beurteilen. Jedenfalls hielten sie sich dort noch nicht lange auf als schon der „Wadenbeißer“  von den Kontrolleuren mit gezücktem Handy dastand und 110 „selectete“. Die jungen Eltern mit einem Bündel Kleinkind unter dem Arm in die eine Richtung und der junge Mann, der unerkannt bleiben möchte mit Klettermatte auf dem Buckel in die andere Richtung begann die wilde Flucht vor der Nordeifler Auffassung von Recht und Ordnung. Als alle ihre an unterschiedlichen Stellen geparkten Autos erreicht hatten und den „Tatort“ verließen, durchkämmten schon mehrere Streifenwagen die Umgebung. 

Ein anderes Mal war ich mit einem Kumpel und einem rechtmäßig erworbenen Kletterticket am dritten Hinkelstein klettern. Eine weitere Seilschaft tauchte auf und begann zu klettern. Man kam ins Gespräch und tauschte sich aus. Es wurde ein richtig netter Klettertag. Bis plötzlich ein weißer Nobelgeländewagen den nicht allzu breiten Wanderweg herunterkam. Einer der Jungs war gerade dabei einen 9er aus zu bouldern. Als er den Wagen sah schrie er fast schon panisch „Lass mich runter!“, was sein Partner auch gleich  tat. „Schneller!“ Mit vielen Jahren Sicherungserfahrung hielt ich diese Anweisung für nicht sonderlich ratsam, denn es war sicherlich schon die Ablassmaximalgeschwindigkeit erreicht. Als er nun den Boden erreicht hatte begannen sich beide von ihrem jeweiligen Ende des Seils zu befreien und loszulaufen. 100 Meter ging es den Wanderweg runter und dann schließlich in den Wald. „Die haben wohl kein Ticket“, sag ich zu meinem Kumpel, da steht schon der Wadenbeißer neben uns. „Tickets“, man könnte meinen, dass vor seiner Pensionierung die Kölner Verkehrsbetriebe sein Arbeitgeber waren. Wir zeigen unsere Tickets vor. „Sind hier noch mehr Leute am Klettern?“ „Nein“, behaupten wir. Wem gehört dann das Seil, das da hängt?“ „Uns.“ „Und die zwei Rucksäcke?“ „Wir sind mit viel Gepäck hier!“ Der Wadenbeißer glaubt uns kein Wort und eine Befragung die Börne und Thiel alle Ehre gemacht hätten beginnt und endet für ihn erfolglos. Als er weg war, klettern wir noch mindestens ein halbes Stündchen, bis die beiden Schwarzkletterer wieder auftauchen um ihre Sachen einzusammeln. Ob sie ihre wertvolle Ausrüstung unter anderen Umständen geopfert hätten vergesse ich leider zu fragen, aber wir zollen den beiden eine gehörige Portion Respekt für Rebellentum und eine mehr als filmreife  Flucht.
No comment!

So ist das Klettern in der Eifel. Wunderbar! Aufregend anders, immer wieder ein Erlebnis. Und wenn die Verantwortlichen sich endlich dazu durchringen könnten die Bestimmungen und Reglementierungen auf ein Vernünftiges Maß zu reduzieren, wäre die Nordeifel wieder ein wunderbares Ziel mit viel Potenzial für alle Kletterer der Region.

Ohne Zweifel: Eifel!


Ergänzung:

Man muss feststellen, dass die Bergwacht Nideggen begonnen hat Umlenker in einigen Routen auszutauschen. Es tut sich also erfreulicherweise etwas. Dementsprechend bleibt zu hoffen, dass das Rurtal sich im Laufe der Zeit wieder in ein lebendiges Klettergebiet entwickelt, Sperrungen aufgehoben werden und alte, rostige Haken ersetzt werden. 

Weitere Links zum Klettern in der Eifel:

http://www.stonevibes.de/ 

http://www.klettern-im-rurtal.de/ 

 

Montag, 5. August 2013

WeWeWe...



Verlinkung auf Climbing.de

Gehe zu climbing-portal.com


Es freut mich, dass diesjährige Sommerloch (jeder kletterbegeisterte Mensch hat Verständnis dafür, dass man bei diesem Wetter nicht vor dem PC sitzt!) mit folgender Kurzmeldung füllen zu können:

Climbingstories ist nun auch auf der Linkseite von Climbing.de zu finden. 
Und hier der Link:
Climbing-portal.com 

 











Sonntag, 14. Juli 2013

Bloc-Spaß



Elsässische Boulderspezialitäten statt Flammkuchen




Regen, Regen, Regen! Seit Wochen jeden Morgen das gleiche Bild, wenn man aus dem Fenster schaut. „Ein besonders milder Dezember“, ist es, was die Meteorologen tagtäglich über die Medien mitteilen. „Unwinterlich trüb…“ war die wohl treffendste Beschreibung die das Radio lieferte. Und all diese Faktoren lassen Henis und meine Hoffnungen schwinden, dass wir wie so häufig schon zwischen Weihnachten und Neujahr die freien Tage nutzen können um ein paar Tage zum Bouldern raus zu fahren. Jeden Tag der Blick auf die aktuellen Berichte sämtlicher Wetterseiten, die das Internet hergibt. Doch jedes mal bleibt nur der Gang in die muffige Kletterhalle...


Seltenes Vergnügen in diesem Winter!
Doch dann, nur noch drei Tage bleiben, bis die Arbeit wieder ruft, gebe ich, weil mir nichts anderes mehr einfällt, Saverne als Suchbegriff bei Wetter.com ein. Und was wir dort sehen, lässt uns sofort ein Zimmer im Formule 1- Hotel buchen, die Crashpads und Kletterschuhe ins Auto werfen und losfahren. Heute Regen, übermorgen Regen doch morgen, an Sylvester, morgens, mittags und abends eine gelbe Sonne und kein Wölkchen. Das reichte uns als Vorwand dafür eine Stunde später im Auto zu sitzen und das nassgraue Köln hinter uns zu lassen. Zumindest für einen und zwei halbe Tage.

Vor einigen Jahren war ich schon einmal zum Bouldern in Saverne im Elsass. Doch da es weniger namenhaft und nicht so groß ist wie andere gut erreichbare Spots, haben wir lange nicht mehr daran gedacht den Laurenzo-Boulderfelsen einen erneuten Besuch abzustatten. Dabei handelt es sich zwar um ein kleines aber trotzdem sehr feines Gebiet, welches durchaus einen Besuch lohnt. An ca. 20 Blöcken verteilt finden sich 140 verschiedene Probleme von 3+ bis 7c+/8a der Fontainebleauskala. Platten, Überhänge, Kanten, Traversen und Dächer; Sloper, Leisten und Löcher nichts fehlt, was Freunde des vertikalen Kurzprogramms benötigen um glücklich zu sein. Der kompakte, graue und rötliche Sandstein ist fest und sehr rau. Die meisten Blöcke sind nicht sonderlich hoch und das Absprunggelände ist durchweg gut.

Namen- aber nicht Charakterlos: eine 5+ am "Grand Houx"...

Im Jahr 1999 hat sich der 60-jährige Laurenzo ans Werk gemacht und in mühevoller Arbeit die Boulder freigelegt und geputzt , sowie die Einstiege von Felsblöcken befreit. Entstanden ist ein wirklich toller Boulderspot mit vielen leichten und mittelgradigen Problemen. Aber auch genügend harte Moves sind zu finden, so dass wirklich jeder auf seine Kosten kommen kann.
...und noch eine!
Am letzten Tag des Jahres stehen wir nun hungrig aufs draußen sein und hungrig auf Fels unter den Fingern auf einem landschaftlich wundervollem Plateau hoch über Saverne. Trotz des Windes stellen wir etwas enttäuscht fest, dass der wochenlange Regen doch auch hier noch nicht vergessen ist und leider einige Boulder noch nass sind.

Am Block „Azothe“ machen wir uns ans Werk. Schwierigkeiten zwischen 3+ und 6a+ laden hier zum Aufwärmprogramm ein. Wobei wir erschreckt bemerken, dass sich der individuelle Aufwärmgrad ganz schön zäh anfühlt. Wir nehmen mal ganz optimistisch an, dass wir uns in Hallenboulderbestform befindend mit der Materie Fels erneut anfreunden müssen. Nichts desto trotz machen die Boulder Spaß und sind trotz der Kürze schön und anspruchsvoll.

Dynamisch zum Ausstieg in "Bourrin de couer"

Als nächstes zieht es mich an den lang gezogenen Überhang von „Le grand houx“. An der kompakten Wand überwiegen steile, kräftige und dynamische Klettereien an meist acht bis neun Finger schonenden Löchern, sowie schlechten Leisten. Die Probleme sind meist sehr definiert. Ohne genaue Beschreibung (und selbst mit) ist man sich nicht immer sicher, ob man sich noch in der gedachten Linie befindet. Dies ist jedoch bei einem so fantastischen Stück Fels eher zweitrangig. Wir starten mit „L´angle de la sueur“ einer 6a im rechten Teil des Überhangs. Leisten und Sloper führen in wenigen aber für den Grad wiederum sehr kräftig daherkommenden Zügen zur Kante und dem abschließendem Mantel. Auch bei dem Dyno von „Bourrin de Coeurs (gauche)“ fühl ich mich schon eher im Land des siebten Fontainbleaugrades angekommen. Doch tatsächlich mühe ich mich in einer 6b ab. Fest steht, die Bewertungen sind bei vielen Bouldern sehr hart, aber die Kletterei gefällt uns rundherum gut. Weiter geht es am, wie der Name vermuten lässt, wesentlich kleineren Block „Le petite houx“. Klein aber oho! Leichte Boulder sucht man an diesem 2,5 Meter- Steinchen vergebens. Dafür findet man überhängende Powerprobleme für die man zum größten Teil nur die beiden stärksten Finger einer jeden Hand benötigt. Unter anderem befindet sich hier auch mit „Houla Man“(7c+/8a) der schwerste Boulder des Gebietes. Da ich mich lediglich mit „Citadelle“ (6b) und „Pied souple et biceps ferme“ (6c+ trav.) vergnüge, frage ich mich, was denn wohl einen potentiellen Wiederhohler in diesem Zweizugproblem erwarten mag. In „Pied souple et biceps ferme“ jedenfalls erwarten mich drei Einfingerlöcher, an denen ich mit wilden Kreuzzügen nach rechts traversieren muss. Das Ausloten der Schmerztoleranz ist hierbei wohl die größere Herausforderung, als das Herausfinden der korrekten Lösung des Boulders. Doch Zähne zusammengebissen und alles Vertrauen in die Stabilität der Mittelfingerringbänder gesetzt, erweist sich auch diese Linie als echter Spitzenboulder.
In "La citadelle" sucht man Henkel vergebens!
Auch im fünften Grad findet man an den Laurenzo- Boulderfelsen eine Menge tolles zum Klettern. Im rechten Teil des „grand houx“, wo der Überhang in eine Platte übergeht finden sich drei tolle namenlose Bewegungsboulder in dieser Schwierigkeit. Das Schönste startet sitzend unter dem Überhang und führt mittels eines wackligen Mantel in die Platte und dann zur Kante.



Der raue Fels fordert seinen Tribut. Zwar halten selbst meine sonst am Fels ungeliebten Hallenpuschen auf jedem Tritt und selbst die manchmal noch leicht klammen Griffe haben eine Reibung wie Fontaibleau bei null Grad, doch schon nach wenigen Stunden des Vergnügens fließt das Blut in Strömen aus diversen Rissen in den Fingern und die Haut an den Händen brennt wie Feuer. Schließlich müssen wir uns geschlagen geben, zusammenpacken und zurück ins F1-Hotel fahren. Aber immerhin wartet ja noch die Sylvestersause auf uns…

…so dachten wir zumindest, bis wir merkten, dass in Saverne kein Bierchen und kein Flammkuchen zu haben ist, dass kein Mensch unterwegs ist und kein Sylvester auf der Straße stattfindet, solange es noch nicht Mitternacht ist. Aber dies ist eine andere Geschichte.

Am ersten Tag des neuen Jahres regnete es wieder Bindfäden. Froh diesen einen Bouldertag gehabt zu haben fuhren wir zurück nach Köln um den ersten schönen Tagen am Fels im Jahr 2013 entgegenzufiebern.
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