„What am I doing here?“, ...
Ja, was mach ich nur hier? |
...hallte die Frage in meinem Kopf
nach. Ein älterer Herr war es, der sie am Vortag in verzweifelter Tonlage und
sehr britischem Akzent zu mir hinüberrief. Da kletterte ich gerade die Route
„Flying Buttress“ (VD) am gleichnamigen 15 Meter hohen Gritstone-Pfeiler in
Stanage Edge. Es war meine zweite Route in diesem Urlaub und meine zweite im
berüchtigten Peak District überhaupt. Vor wenigen Stunden noch hatten wir auf
europäischem Festland gestanden und jetzt schon hingen wir übermüdet, aber gut
gelaunt in unseren ersten Routen. Der Brite, der eben noch das viel zu heiße
Wetter trocken mit „The weather in England is always like this!“ kommentiert
hatte, schien mittlerweile etwas an britischem Humor eingebüßt zu haben. Nachdem
er im Nachstieg in Windeseile die Einstiegsplatte von „Flying Buttress Direct“
(E1 5b) hochgerannt war, stagnierte nun sein Fortkommen am Anfang des
eindrucksvollen, von Querbändern durchzogenen Daches. „What am I doing here?“,
hörte ich ihn erneut mich fragen und ich erzählte ihm, dass es mein erster
Klettertag hier sei und ich mich wahnsinnig auf eben diese Route, in der er
hinge, gefreut habe. Doch nun begänne ich, etwas zu zweifeln. Einige Versuche
später bat der Brite seinen Partner, ihn abzulassen. Eigentlich hatten wir nach
diesem anstrengenden Reisetag nur etwas Stanage-Luft schnuppern und ganz leicht
klettern wollen. Doch dann hatte ich es doch wissen müssen und mich auch für
den direkten Weg auf dieses Türmchen bereit gemacht. Meine eigentliche Sorge
war die Einstiegsplatte gewesen, die laut Topo „unprotectable“ ist. Doch diese
war tatsächlich schnell überwunden und die folgende Kletterei aus weiten Zügen
an guten Griffen und perfekten Hook-Möglichkeiten machte so viel Spaß, dass ich
mich schon kurze Zeit später total geflasht auf dem Gipfel des Flying Buttress
wiederfand. Mein erster E-Point war gesammelt.
So steil, der "Flying Buttress" |
„The
Unconquerables“
„What am I doing here?“, hallt die Frage erneut durch meinen
Kopf und holte mich aus den Tagträumereien von gestrigen Erfolgen ins Hier und
Jetzt zurück. Ein Blick durch meine Beine hindurch lässt sie laut werden. Dort sehe
ich meinen letzten Cam gute 2 Meter unter mir goldgelb in der Sonne blitzen,
während mein rechter Zeige- und Mittelfinger sich tiefer und tiefer in eine
seichte Dulle graben. Ich schiebe meinen vibrierenden Körper Zentimeter für
Zentimeter weiter nach links oben und nähere so meine linke Hand dem gut
aussehenden Seitgriff. Geschafft: Der Griff ist erreicht! Der Riss allerdings,
der meinen rettenden Camelot aufnehmen soll, sträubt sich, während mein Arm
dicker und dicker wird. „The Left Unconquerable” (E1 5b) heißt die Route, die
mich in diese missliche Lage kommen lässt. „The well-protected crack …“, stand im Topo, „maybe your first E1 …” „No,
but my last one!”, denke ich. Endlich findet mein Klemmgerät eine
vertrauenerweckende Position, die mich die letzten, leichteren Meter
absolvieren lässt. Oben angekommen überkommt mich eine tiefe Zufriedenheit, wie
ich sie lange nicht mehr beim Klettern hatte. Eine Zufriedenheit, die süchtig
machen kann.
Einfach himmlisch- Der "Heaven Crack" |
Auch Heni hatte heute schon ihre Dosis bekommen. Es war der
„Heaven Crack“ (VD), an dem sie ihre Jungfräulichkeit in Sachen „Trad-Klettern“
verlieren sollte. „The
inviting flake-crack is climbed by a layback- jugfest …“ Das klang mehr
als einladend. Und zudem war zu sehen, dass die von unten bis zum Ausstieg
ziehende Rissschuppe Klemmgeräte aller Art geradezu gierig verschlucken würde.
Also eine perfekte Initiationsroute. Nachdem Heni die Tour noch einmal im
Vorstieg an den von mir gelegten Camelots probiert hatte, war es so weit. Alle
Geräte wurden entfernt und Heni kletterte souverän ihre erste cleane Route.
Wieder waren es gerade mal drei Routen, die wir heute
absolvierten. Trotzdem stapften wir befriedigt und überglücklich unserem
wohlverdienten „Old Speckeled Hen“- Ale auf dem North Lees Campsite entgegen.
Auf den Spuren von
„Hard Grit“
Beruhigende Geometrie im Burbage Valley |
Das ist nun knapp zwei Wochen her. Heni und ich lümmeln etwas wehmütig auf
unseren Crashpads im Burbage Valley. Wir haben eben unsere allerletzten Kräfte
in die allerletzten Kletterzüge dieses Trips investiert und nehmen nun
innerlich Abschied von einem traumhaften Ort. Unsere Blicke schweifen nochmals
durch das offene Tal, das in all seinen prächtigen Farben eher gemalt als
wirklich erscheint. Der mannshohe Farn, durch den wir uns so oft zum Wandfuß
kämpfen mussten, leuchtet in einem tiefen, satten Grün, wohingegen die blühende
Erika die restlichen Flächen sanftlila erstrahlen lässt. Die landwirtschaftlich
genutzten Hügel am Horizont weisen die gesamte Farbpalette von Gelb bis Grün
auf. Die kleinen Steinmäuerchen teilen die gesamte Szenerie in geradezu
beruhigende Geometrie auf. Unsere Gedanken reisen durch zwei Wochen voller
Ereignisse, Eindrücke und toller Momente.
Muss man gemacht haben: Abseilfahrt an einezlnem Cam |
Hinter uns am Felsabbruch von Burbage Edge thronen Routen
wie „Parthian Shot“ und „Meshuga“. Routen
deren eindrucksvolle Begehungen von Seb Grieve – cineastisch festgehalten im
Film „Hard Grit“ – meine frühere Einstellung zum englischen Klettern geprägt
und in meinem Kletterumfeld einen regelrechten Mythos um diese
Kletterdestination hat entstehen lassen. Ein Gebiet ohne einen einzigen Haken,
noch nicht einmal Umlenker: Wie soll man da klarkommen? Seither rangiert
Klettern im Peak District in meinem Kopf unter: „Echt cool! Muss ein richtiger
Kletterer auch mal gemacht haben. Aber vielleicht nicht gerade morgen.“
Weniger aufregend aber auch schön: Marks Roof |
Was hat uns also hierher zum Klettern verschlagen?
Eigentlich war es ein Bouldertopo, der uns zunächst in Erwägung ziehen ließ,
eine Reise auf die Insel zu unternehmen. Und wenn man schon mal da ist, könnte
man ja auch mal eine gaaaanz leichte Route ausprobieren, damit man dieses
Kapitel in seinem Kletterleben auch abgeschlossen hat. Also kaufte ich mir auch
den Kletterführer für Stanage und begann, darin zu lesen. Je mehr ich las,
desto mehr fesselten mich die Geschichte und die Geschichten dieses einen
Felsriegels. Meine Liste an Routen, an denen ich mich dort versuchen wollte,
wurde immer länger und ich wurde immer ungeduldiger, endlich im Peak zu sein. Als
es dann schließlich in Richtung England losging, war klar, dass die Crashpads
nur noch die zweite Geige hinter Friends und Keilen spielen würden.
Picknick among
„Friends“
Und nun am Ende eines traumhaften und doch so anderen Klettertrips
schauen wir selbst auf jede Menge Geschichten zurück. Kein Kapitel ist abgeschlossen
worden, sondern im Gegenteil: Ein neues in meinem schon langen Klettererdasein
wurde geöffnet. Das Kapitel Trad-Klettern. Weniger die Tatsache, dass
Klemmgeräte fixe Haken ersetzen, hat mich beeindruckt, sondern vielmehr eine
Natürlichkeit, die in der Luft lag. Die Menschen, die am Fels zusammenkamen,
waren so liebenswert unprätentiös. Man traf sich, wie zum sonntäglichen Picknick.
Geklettert wurde nur nebenbei, ohne große Show. Eben einfach, weil der Fels
dasteht. Und genauso, wie er da steht, wird er wieder verlassen. Ohne Haken,
ohne Umlenker.
Knitteriges Männlein ganz Steil |
So trafen wir am High Neb Buttress ein älteres Männlein. Ich
hielt ihn für einen Wanderer und war schon beeindruckt, dass er den steilen Weg
bis zum Wandfuß geschafft hatte. Er trug ein zerknautschtes Fischerhütchen und
hatte einen Pullover um die Hüfte geknotet. Er fragte mich, ob wir hier
klettern würden, was ich bejahte, um mich weiter meinem Material zu widmen. Als
ich mich wieder umsah, sah ich das zerknautschte Männlein mit seinem
zerknautschten Hütchen den „Inaccessible Crack“ (VS 4c) hochturnen: kein Seil, keine
Sicherung, lediglich ein paar uralte Boreals an den Füßen. Da ich eben erst diese
Route fluchend und zitternd hochgeeiert war, konnte ich dem Männlein nur
staunend hinterherschauen, bis er über dem Felskopf verschwand. Auch diese
Szenen wirken im Peak nicht darstellerisch, sondern natürlich. Wie wir später
feststellen durften, trifft man hier auf Freizeitkletterer, die vor
Arbeitsbeginn ein paar ungesicherte Klettermeter machen, wie auf Jogger im
Kölner Rheinauhafen.
Erst wenn alle oben sind... |
Als wir am dritten Tag erneut mit schwerem Gepäck den
steilen Weg vom North-Lees-Campingplatz zu den Felsen von Stanage Edge
hochzogen, hieß der Plan vor allem leicht und gemütlich klettern. Auch das
lernten wir im Peak: Ein Tag, an dem kein toller Grad gezogen wurde, keine
spektakulären Moves geschafft wurden, ist hier genauso erfüllend. Es zog uns
wieder ins „Popular End“ wo uns heute der „Hollybush Crack“ (VD), der
„Christmas Crack“ (HS 4b) und der „April Crack“ (HS 4b) einen schönen Tag
bescheren sollten. Während ich mich am Einstieg des „Hollybush Cracks“ für die
knapp zwölf Meter mit allem Gerät wappnete, das wir dabei hatten, zog wieder
ein Solokletterer gemütlich seine Bahnen. Bis ich die erste Hand an den Fels
legte, hatte er bereits drei Routen geklettert. Ich bevorzuge es trotzdem,
diese herrliche Rissverschneidung reichlich mit Klemmgeräten zu bestücken, und
arbeitete mich gemütlich in Richtung Gipfelplateau vor. Was mir am ersten
Klettertag noch ein mulmiges Gefühl beschert hatte, wurde zur täglichen Routine
geworden: der Standbau. Dazu lege ich einen Camelot in eine Felsspalte und eine
extralange Bandschlinge um einen der vielen Grit-Blöcke, setze mich hieran
gesichert gemütlich auf die Felskante und sichere Heni nach. Ich genieße den
Ausblick über das Tal ebenso wie den Blick in das illustre Klettertreiben um
mich herum. Unter dem fast meditativen Geläut von Keilen, Cowbell-Hexentrics
und anderer Hardware sowie dem andauernden Mähen der Schafe arbeiten sich die
Seilschaften mit sich und der Welt zufrieden die Wände empor, sortieren all ihr
Gerät und trotten zum nächsten Abstieg zum Wandfuß, um von vorne zu beginnen.
Auch diesen Aspekt des englischen Kletterns habe ich schnell lieben gelernt:
Alles geht ein bisschen gemächlicher zu als anderswo. Geklettert wird meist als
Seilschaft. Ob zu zweit oder zu dritt: Erst wenn alle oben sind, ist die Route
abgeschlossen.
Piazzen hilft nicht nur im Christmas-Crack |
Verfrühte Weihnachts-geschenke und ganz viel Kletter- geschichte
Als Nächstes begeben wir uns zum viel gelobten und dem
Sektor den Namen gebenden „Christmas Crack“. Wie wir erfahren, bilden sich vor
dieser Route unabhängig vom Wetter jedes Jahr am 25.12. lange Schlangen, da
sich bei den Locals die Tradition entwickelt hat, noch mal eben diese 15
Klettermeter zu absolvieren, während zu Hause der Braten schon in der Röhre brutzelt.
Warum, dass weiß keiner mehr so richtig, aber wie ein wahres Weihnachtsgeschenk
mitten im Sommer kam uns diese Traumroute auch vor. Ein durchgängiger Piaz-Riss
führte uns in immer eleganter, aber leicht wackeliger Kletterei zum Gipfel. Den
restlichen Klettertag blieben wir dieser Art der Kletterei treu. „Well protected“
oder „protectable“ sind die Zauberwörter im Topo, die einen wissen lassen, dass
man seine diversen Klemm-Materialen gut und effektiv einsetzen kann. Zumeist
sind es Risse, Rissverschneidungen und Rissschuppen, die mit diesem Prädikat
aufwarten.
Must Do: Die Uneroberbaren |
Noch viele weiter Klassiker im Bereich VD bis HVS kletterten
wir in den folgenden Tagen. So zum Beispiel auch die „Right Unconquerable“ (HVS
5a). Sowohl die linke, wie auch die rechte „Nicht zu erobernde“ Linie mussten
ganze 17 Jahre auf ihre Eroberung warten. Wie die Silhouette des afrikanischen
Kontinents legen sich die Strukturen dieser Routen auf die leicht überhängende
Wand. Im Jahr 1932 entdeckte sie Eric Byne, benannte sie, um den Namen
möglichst bald widerlegen zu können. Doch erst im Jahr 1949 gelang es Joe Brown,
beide zu klettern.
Wesentlich angenehmer zu klettern und abzusichern wartet die
rechte von beiden mit nicht minder toller Kletterei auf. Die durchgehende Piaz-Kletterei
an einer faustgroßen Seit- und Untergriffschuppe ließ mich in einen derartigen
Kletterfluss kommen, dass ich ganz erstaunt war, als ich plötzlich schon am
Ausstieg stand.
Bei genauem hinsehen sieht man das ausladende Dach |
Nach einigen Tagen juckte es dann doch wieder in den Fingern
und ich wollte noch mal die Herausforderung suchen. „Quietus“ (E2 5c) hießen
die Klettermeter der Begierde. „The all-time great gritstone-roof …a real
benchmark in any gritstoner´s career.“, so pries der Kletterführer diese
spektakuläre Dachkletterei an. Und gelegen sein konnte sie nicht besser als am
High Neb Buttress. Was Bas Cuvier für das Bouldern in Fontainbleau ist, ist
dieser Ort für das Klettern an Stanage Edge. Mehr als einmal wurden hier die
Grenzen des Kletterbaren verschoben. Nicht zuletzt mit dem „Last great problem“
zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dem „High Neb Buttress Direct“ (VS 4c). Der
Norweger Ivar Berg war es, der dem lokalen Helden des Peak-Kletterns H. M.
Kelly die erste Begehung vor der Nase wegschnappte. Dieser hatte sich die Route
systematisch im Toprope erarbeitet und fühlte sich nun bereit, den Durchstieg
zu versuchen. Als er eines Sonntags im Jahr 1914 morgens am High Neb auftauchte,
fand er den zufriedenen Norweger Ivar Berg, der die Nacht dort campiert hatte
und morgens nichts ahnend den „High Neb Buttress Direct“ solo onsight
erstbegangen hatte.
„Quietus“, das
wählerische Rissmonster
Für mich aber sollte es „Quietus“ sein. Ein wenig nervös
stieg ich in die Route ein. Ob wohl ein Flash möglich wäre? Dann müsste ich
zumindest kein zweites Mal in dieses beeindruckende Dach. Ich hatte in etwa
eine Vorstellung, welche Cams und Keile ich wohin legen wollte. Bis zum Dach
sollten es möglichst wenige sein, damit sich die Seilreibung in Grenzen hielt.
Doch schon nach den ersten Metern wird die Kletterei über den ersten Überhang
wesentlich wackeliger, als ich es vermutet hatte. Mein 0,3er-Cam, dem
eigentlich ein Platz im Dachriss zugedacht war, verschwindet in einem viel zu
flachen Riss. „Der hält doch nie!“ Und der 0,1er wird im eigentlich benötigten
Untergriff versenkt. „Das fängt ja super an!“, fluche ich innerlich und mein Nervenkostüm
bekommt die ersten Risse. Auf schlechten Tritten in einer überhängenden
Verschneidung hängend, versuche ich, Millimeter für Millimeter an Höhe zu
gewinnen, um endlich den guten Riss und somit das rettende Placement zu
erreichen. Nach einigen Zügen und diverse Klemmgeräte später finde ich mich
unter dem Dach auf einer No-Hand-Platte stehend wieder. Meine Souveränität in
Sachen Trad-Klettern hat bereits massiv gelitten und mit einem Blick auf den
über mir liegenden Dachriss wird mir schmerzlich bewusst, dass ich sämtliches
Material, das ich nun brauche, in mein bisheriges Überleben investiert habe.
„Dann muss der 0,5er eben reichen. Über dem Dach kann ich bestimmt noch was
unterbringen“, versuche ich, mir neuen Mut zu machen. Ich kletterte das Dach an
und platzierte meine lila Hoffnung. Die kommenden Züge sind nicht gerade
schwer, aber mit wilden Hooks auf Kopfhöhe auch nicht eben unspektakulär. Mit
jedem Zug geht mein Blick wieder zu meiner einzigen Sicherung im Dach und mit
jedem Blick scheint diese an Solidität zu verlieren. Schließlich hangele ich an
der riesigen Schuppe zurück zum Dachwinkel und klemme aus Mangel an
Alternativen einen Keil dazu. Und wieder die Henkelpassage bis zur Dachlippe.
Ist der Riss darüber breiter? Große Camelots habe ich noch in Massen am Gurt.
Ein Blick verrät mir, dass nichts davon passen wird, doch aus purer
Verzweiflung probiere ich alles aus, was noch am Gurt baumelt. Ein schlechter
Cam und ein windiger Keil: Das ist in meinem Kopf eine einfache Gleichung. Mit
aufsteigender Panik mache ich mich daran, mit meinen inzwischen betonharten
Armen die Hangelpassage zurückzuklettern und die rettende No-Hand-Platte zu
erreichen. „Erst mal durchschnaufen. Noch bist du im Flash-Versuch.“ Also beginne
ich, die Platte abzuklettern, so weit es geht, mir einen 0,4er-Cam unter mir zu
angeln und durch einen Keil zu ersetzen. Ob das Rumbasteln an den letzten
vertrauensgebenden Placements eine gute Idee ist, frage ich mich
glücklicherweise nicht, denn meine Nerven liegen schon ziemlich blank. Nachdem
auch meine Arme wieder einsatzbereit sind, starte ich einen neuen Versuch,
klettere die mir so vertraut gewordenen Meter wieder hinaus zur Dachkante,
schiebe den 0,4er-Cam in den Riss vor meiner Nase und setze endlich zu der
vermuteten Krux-Passage an. Ich schnappe so hoch wie möglich in den linken der
beiden Risse und finde mich Sekunden später im Seil an meinem 0,4er hängend
wieder. Ob die Erleichterung über die haltende Sicherung oder die Enttäuschung
über den nicht geschafften Flash größer war, kann ich klar mit Ersterem Beantworten.
Auch wenn ich diese Route in diesem Urlaub nicht mehr geklettert habe, war sie
eine der tollsten, die ich probiert habe.
Kulinarische Rettung für den Rheinländer |
„What am I
doing here?“ Diese Frage können wir in der untergehenden Sonne im
Burbage Valley sitzend ganz klar beantworten: „Having a really good time on gritstone!“
Mit dem Mythos über das englische Klettern konnten wir aufräumen, mit dem über
englisches Essen leider nicht. Aber wir schmieden jetzt schon Pläne für den
nächsten Trip in den Peak District.