Montag, 19. August 2013

Ohne Zweifel: Eifel!



Wunderbare Eifel




Köln ist vielleicht nicht gerade für seinen Felsreichtum bekannt. Trotzdem haben wir Kölner so etwas wie ein Heimatklettergebiet. Und damit meine ich nicht die Hohenzollernbrücke, die in den 90ern aus mir unerfindlichen Gründen zu einem ernstzunehmenden Kletterspot avancierte. Zweimal habe ich diesem Brückenpfeiler der bekannten den Rhein überspannenden Brücke die Chance gegeben mich von seinem Potenzial zu überzeugen. Erfolglos! Weder die Kletterei an „grobbehauenem Muschelkalk“, welche sich 2m weiter rechts nicht arg von 2m weiter links unterschied, noch die Tatsache, dass man für 5-10 Meter langweiliger Kletterei jedes Mal umständlich ein neues Top-Rope installieren musste, überzeugten mich. Die meisten Kletterer schien das zur Schau stellen ihres Crazy-seins geradezu zu beflügeln, aber mich törnten die Blicke von hunderten vorbei kommenden Passanten, die gezückten Kameras von staunenden japanischen Reisegruppen sowie der immer wieder gehörte und noch kein mal als witzig befundenen Spruch „Da drüben gibt es eine Treppe“ ganz schön ab. Noch nicht einmal die ernstgemeinte Bewunderung und Anerkennung von Passanten konnte mich  darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Routen so leicht waren, dass  sie wohl jeder einigermaßen sportliche Tourist ebenfalls hätte erklimmen können, wenn wir ihm unsere Kletterschuhe geliehen hätten. Inzwischen  setze ich mich hin und wieder  gerne mit einem Bier an der Hohenzollernbrücke auf die Kaimauer und bestaune das illustre Treiben. Von TEVA-Sandale bis Buff-Kopftuch mit voller Outdoorbekleidung ausgerüstet, wird mit freiem Oberkörper geächzt, gestöhnt,  „Come on, Allez“ und „Fuck“ gebrüllt um die Aufmerksamkeit noch etwas mehr auf sich zu lenken. Jedes Mal freue ich mich, wenn meine erstaunten Blicke bemerkt werden und das Gestöhne, Geächze, sowie das „Come on, Allez“ und Fuck“ -Gebrülle noch lauter wird. Wenn man anderen eine Freude macht schmeckt ein kaltes Kölsch halt doch doppelt so gut.
Nein, die Hohenzollernbrücke meine ich nicht als Heimatgebiet. 

Heimatklettergebiet der Kölner
Eben so wenig wie den Kölner Dom. Auch wenn er im Stadtgebiet mit 157,38 Metern die höchste Erhebung darstellt und ich einmal ein Domfoto mit eingezeichneter Routenführung einer Mehrseillänge gesehen habe, bietet sich ob der drohenden Konseqenzen eines Ersteigungsversuches dieses Prachtbauwerk nicht als Kletterspot an. Aller Absurdität zum Trotz erreichten diese urbanen Kletterentwicklungen 2006 mit der Ausrichtung der ersten Buildering WM in Köln ihren Höhepunkt. Was die japanische Reisegruppe wohl bei dem Anblick einer fünfzigköpfigen Gruppe mit großen Matten auf dem Rücken, die mit dem öffentlichen Personennahverkehr Brücken und Denkmäler abfahren um mit lautem Gebrüll diese zu erklimmen, gedacht hat möchte ich mir gar nicht ausmalen.
 
Nein ich meine echten Fels in echter Natur. Und diesen findet man als Kölner in der Eifel. Sicherlich haben Mayener oder Nideggener sowie Gerolsteiner und wahrscheinlich sogar die Dürener mehr Anrecht darauf zu behaupten in der Eifel heimisch zu sein. Trotztdem würde ich schon ob der vielen dort verbrachten Tage, ob der großen Liebe zu Land und Leuten und natürlich ob der Kletterei, mich dort als so etwas wie ein Local bezeichnen.
Die Eifel verwöhnt uns mit den verschiedensten Gesteinsarten. Zum Bouldern und Klettern laden Sandstein sowie Sandsteinkonglomerat, Dolomit, Basalt und Vulkangestein namens Basanit ein. Diese bilden Überhänge und Platten, sowie Risse und Kanten. Eine internationale Bedeutung kann man der Eifelkletterei jedoch auch trotz der zahlreichen niederländischen Gäste kaum zusprechen. Vielmehr zeichnet wohl die geografische Beschaffenheit des kleinen Nachbarlandes dafür verantwortlich, dass man neben Eifler Platt und kölsch auch holländisch zu hören bekommt.
Kurzgesagt die Eifel ist einfach wunderbar. Und das nicht nur im eigentlichen Sinn, sondern auch im wortwörtlichen! Denn wer in der Eifel klettern geht ist mit so vielen Wunderlichkeiten konfrontiert, wie ich es von noch keinem sonstigen Klettergebiet gehört habe. Wie sonderbar so vieles ist, merke ich zugegebenermaßen immer erst dann, wenn ich fremden Kletterern von der Eifel erzähle.

 Heute verboten: Trichterkante im Rurtal
Das Klettern im Rurtal ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Die einst von Wolfang Güllich(!) benutzte Umschreibungen „überhängender Kartoffelacker“ für das Gezerre an glatten Kieseln ist schon sehr treffend und die damit einhergehende Kletterei in nicht immer ganz festem Sandsteinkonglomerat ist mit Sicherheit um ein vielfaches gewöhnungsbedürftiger als jene in der fränkischen Schweiz. Trotzdem warten an unzähligen Türmen und Massivwänden jede Menge eindrucksvoller Routen auf potenzielle Wiederholer. Aber leider Gottes werden viele von ihnen noch sehr, sehr lange oder gar vergebens darauf warten. Denn schon Ende der 40er Jahre entbrannten die ersten Streits um Gebietssperrungen und bis in die heutige Zeit ist das Sperren und Öffnen einzelner Wände ein Politikum, zwischen Gemeinden, Bürgermeistern, Landräten und Naturschutzverbänden auf der einen Seite und DAV und IG-Klettern auf der anderen Seite. Wer jetzt meint, dass es doch nur löblich sei, in der Eifel noch auf so viel Respekt vor der Natur zu stoßen, dem sei in Erinnerung gerückt, dass der größte Stolz der Region Eifel wohl der Nürburgring ist.

 
Senkrechter Kartoffelacker? Nein Klettergeschichte: Die Kühlenbuschtraverse 7c (damals 10-)
Eine gravierende Folge dieser Sperrung ist, dass ein wesentlicher Teil der Geschichte des Kletterns in der Region nicht weiterleben kann. Historisch bedeutende Nadeln dürfen nicht mehr beklettert werden, viele Routen die in der Schwierigkeitsentwicklung  eine wichtige Rolle gespielt haben sind nicht mehr wiederholbar. Eine Weiterentwicklung existiert kaum noch oder nur geheim und illegal. Ein Beispiel ist die Kühlenbuschquerung, die ersten Klettermeter in der Eifel im zehnten Schwierigkeitsgrad. Es handelt sich um eine überhängende Traverse an kleinen Leistchen und Slopern. Sie befindet sich an einem Quaken mitten im Wald. Weder zu schützende Vogelbrut findet dort statt, noch sind irgendwelche seltenen Farne und Flechten zu finden. Lediglich die Siedlung der schützenswerten besseren Gesellschaft ist auf dem Weg zu diesem traumhaften Spot zu durchqueren. Da ein Mensch mit Matte auf dem Rücken anzunehmender Weise eine Menge kriminelle Energie besitzt, bleibt das Gebiet besser gesperrt und die Siedlung frei von Mattenträgern.

Um die erste „echte Nach-oben-klettern-Zehnminus“ auch vor unzulässigem Beklettern zu schützen, haben die dort ansässigen Nideggener kurzerhand zur Flex gegriffen. Das Abflexen unliebsamer Kletterhaken ist sicherlich eine über  die Eifel hinaus bekannte Praktik.  Um aber ihrem wunderbarem Ruf gerecht zu werden, wurden die Haken des „Zöllibats“ sowie anderer bedeutender Routen lediglich an der oberen Seite durchgeflext. Wer es nun also wagen würde, unerlaubt zu klettern, wird seine gerechte Strafe bekommen. Und was die Strafe ist, wenn der nicht als defekt erkennbare Haken im Sturzfall ausbricht, kann  sich wohl jeder ausmalen. 
Eine Zeit fern von Sperrungen und Eintritt.

Nun schon seit langer Zeit ist der Status quo, dass einige wenige Wände freigegeben sind. Insgesamt sind es wohl nicht einmal 10% der vorhandenen Routen. Um aber nun an diesen wenigen Wänden Klettern zu dürfen, muss man „Eintritt“ bezahlen. Was mir selber oft nicht mehr bewusst ist, wie sonderbar es für einen nichteifler Kletterer klingen muss, dass man für das Klettern an Felsen Eintritt bezahlen muss. Offiziell dient diese Praktik der Kontingentierung der Kletterlaubnisse. Denn mehr als 100 Personen dürfen nicht an einem Tag im Rurtal klettern. Dass diese Marke schon seit Jahren nicht mehr erreicht wurde, nicht zuletzt, weil jeder Kletterer das geringe freigegebene Potenzial eh schon längst abgegrast hat, ändert an dieser Regelung nichts. Ganz im Gegenteil wurde es doch langsam Zeit den Eintritt von 2,50 Euro auf fünf zu verdoppeln. „Zur Pflege des Klettergebietes“ wird das Geld verwendet, so heißt es von Seiten der Stadt Nideggen. Das ändert weder etwas daran, dass in den meisten Routen total verrostete Ringe baumeln, noch  dass Kletterer hier und da schon einmal einen Umlenkhaken plötzlich in der Hand halten. Aber glücklicherweise wurde in Schilder investiert die den gebietsunkundigen Klettertouristen informieren, wen er im Falle des ausgebrochenHakens oder sonstigen Unglücken anzurufen und zu welchem Fels er die Retter zu bestellen haben. Dass aber insgeheim doch noch vom internationalen Kletterbesuch geträumt wird, beweist die gleich in drei Sprachen übersetzte Handlungsanweisung. In eine korrekte englische und französische Übersetzung wurden die Gelder, die für ein bisschen Kletterspaß kassiert werden jedoch nicht investiert. „Vous etes Hinkelstein 3“ und „Select the number 112“ klingen eher nach dem Werk der Dorfschullehrerin.

Wo es Regeln gibt, muss es natürlich auch Kontrollen geben, ob diese auch befolgt werden. Und auch das kostet natürlich. So gibt es zwei Kontrolleure, die den Besitz des an der Tankstelle Nideggen erworbenen Klettertickets, sowie die Bekletterung der richtigen, also freigegebenen Wände überprüfen. Ehrenamt mit kleiner Aufwandsentschädigung, so war meine Vermutung für diese Tätigkeit. Die beiden älteren Herren, erfüllten ihre Pflicht jedenfalls mit entsprechender Überzeugung und Bissigkeit. Doch zuletzt stolpere ich tatsächlich über eine Anzeige der Stadt, wo eine Stelle als Kletterwart als Minijob ausgeschrieben war welche nach TVöD Entgetgruppe 3 entlohnt werden sollte. Auf meine per E-Mail eingereichte Anregung, den Posten eines Kletterwarts mit einer Person mit Kletterkenntnissen zu besetzen, welche sich auch um die „Pflege des Klettegebietes“ sprich um die längst überfällige Sanierung der Haken kümmern könnte, bekam ich von der Stadt Nideggen leider noch nicht einmal eine Antwort. Bleibt anzunehmen, dass die Eintrittsgelder für erstrittene lebenslange Renten von verunfallten Kletterern nach Hakenausbruch gespart wird.
Zuletzt waren Freunde von mir an einem sonnigen Wintertag an erwähntem Sandsteinquaken im tiefen Nideggener Wald. Drei Erwachsene und ein Kleinkind genossen die herrliche, frische und klare Luft. Und weil man schon mal da war, probierte man natürlich auch mal die Züge der so bekannten wie auch schönen Traverse aus. Ob es Anwohner waren die mit Argusaugen Matten auf dem Rücken der jungen Leute erspäht hatten und folgerichtig zum Telefonhörer griffen oder aber Zufall, mag ich nicht beurteilen. Jedenfalls hielten sie sich dort noch nicht lange auf als schon der „Wadenbeißer“  von den Kontrolleuren mit gezücktem Handy dastand und 110 „selectete“. Die jungen Eltern mit einem Bündel Kleinkind unter dem Arm in die eine Richtung und der junge Mann, der unerkannt bleiben möchte mit Klettermatte auf dem Buckel in die andere Richtung begann die wilde Flucht vor der Nordeifler Auffassung von Recht und Ordnung. Als alle ihre an unterschiedlichen Stellen geparkten Autos erreicht hatten und den „Tatort“ verließen, durchkämmten schon mehrere Streifenwagen die Umgebung. 

Ein anderes Mal war ich mit einem Kumpel und einem rechtmäßig erworbenen Kletterticket am dritten Hinkelstein klettern. Eine weitere Seilschaft tauchte auf und begann zu klettern. Man kam ins Gespräch und tauschte sich aus. Es wurde ein richtig netter Klettertag. Bis plötzlich ein weißer Nobelgeländewagen den nicht allzu breiten Wanderweg herunterkam. Einer der Jungs war gerade dabei einen 9er aus zu bouldern. Als er den Wagen sah schrie er fast schon panisch „Lass mich runter!“, was sein Partner auch gleich  tat. „Schneller!“ Mit vielen Jahren Sicherungserfahrung hielt ich diese Anweisung für nicht sonderlich ratsam, denn es war sicherlich schon die Ablassmaximalgeschwindigkeit erreicht. Als er nun den Boden erreicht hatte begannen sich beide von ihrem jeweiligen Ende des Seils zu befreien und loszulaufen. 100 Meter ging es den Wanderweg runter und dann schließlich in den Wald. „Die haben wohl kein Ticket“, sag ich zu meinem Kumpel, da steht schon der Wadenbeißer neben uns. „Tickets“, man könnte meinen, dass vor seiner Pensionierung die Kölner Verkehrsbetriebe sein Arbeitgeber waren. Wir zeigen unsere Tickets vor. „Sind hier noch mehr Leute am Klettern?“ „Nein“, behaupten wir. Wem gehört dann das Seil, das da hängt?“ „Uns.“ „Und die zwei Rucksäcke?“ „Wir sind mit viel Gepäck hier!“ Der Wadenbeißer glaubt uns kein Wort und eine Befragung die Börne und Thiel alle Ehre gemacht hätten beginnt und endet für ihn erfolglos. Als er weg war, klettern wir noch mindestens ein halbes Stündchen, bis die beiden Schwarzkletterer wieder auftauchen um ihre Sachen einzusammeln. Ob sie ihre wertvolle Ausrüstung unter anderen Umständen geopfert hätten vergesse ich leider zu fragen, aber wir zollen den beiden eine gehörige Portion Respekt für Rebellentum und eine mehr als filmreife  Flucht.
No comment!

So ist das Klettern in der Eifel. Wunderbar! Aufregend anders, immer wieder ein Erlebnis. Und wenn die Verantwortlichen sich endlich dazu durchringen könnten die Bestimmungen und Reglementierungen auf ein Vernünftiges Maß zu reduzieren, wäre die Nordeifel wieder ein wunderbares Ziel mit viel Potenzial für alle Kletterer der Region.

Ohne Zweifel: Eifel!


Ergänzung:

Man muss feststellen, dass die Bergwacht Nideggen begonnen hat Umlenker in einigen Routen auszutauschen. Es tut sich also erfreulicherweise etwas. Dementsprechend bleibt zu hoffen, dass das Rurtal sich im Laufe der Zeit wieder in ein lebendiges Klettergebiet entwickelt, Sperrungen aufgehoben werden und alte, rostige Haken ersetzt werden. 

Weitere Links zum Klettern in der Eifel:

http://www.stonevibes.de/ 

http://www.klettern-im-rurtal.de/ 

 

Montag, 5. August 2013

WeWeWe...



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Es freut mich, dass diesjährige Sommerloch (jeder kletterbegeisterte Mensch hat Verständnis dafür, dass man bei diesem Wetter nicht vor dem PC sitzt!) mit folgender Kurzmeldung füllen zu können:

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