Mittwoch, 10. April 2013

Literarisches Quartett


Offenbarungen eines Felsgottes

Revelations, so heißt die englischsprachige Orginalausgabe - Offenbarung also. Aber gleichzeitig heißt so seine 1984 erstbegangene Route am Raven Tor, die damals die schwerste Kletterei Großbritaniens war. Mit dieser Doppelbedeutung also ein hervorragender Titel für eine Biografie von Jerry Moffatt. Rockgod, der Titel der deutschen Ausgabe, trifft es jedoch mindestens ebenso ...

Wer sich von Jeremy Charles Moffatts Lebensbericht, den er mit Niall Grimes zusammen verfasst hat, interssante Details abseits des Kletterlebens des Rocksuperstars verspricht, hofft vergebens. Beschrieben werden die Gedanken und Taten eines Besessenen, der nur das eine Ziel hat: der Beste zu sein. Einem, der alles hinten anstellt, wenn es darum geht, seine Leistung noch zu steigern und die Konkurenz abzuhängen. 
Da, wo sich der gewöhnliche junge Mensch an Parties, Musik und der Erkundung des anderen Geschlechts erprobt, friert und stinkt der 17-jährige Moffatt in zugigen Verschlägen vor sich hin, um nur ja jeden Tag klettern zu können. 
Da, wo der gewöhnliche Mid-ager über Hauskauf im Zuge einer entstehenden Familie nachdenkt, sieht der Herr Moffatt die Notwendigkeit, einen Trainingskeller zu besitzen, der alle bisherigen Folterkammern in den Schatten stellt.
Klingt langweilig, ist es aber nicht. Dieser Bericht eines absolut kompromisslosen Lebens für das Klettern zieht in seinen Bann. Gespickt mit Beschreibungen von haarsträubenden Erstbegehungen und die Finger feucht werden lassenden Solotagen ersetzt das Lesen von "Rockgod" so manche Trainingssession. Dies lässt auch den manchmal sehr verworrenen roten Faden verzeihen.
Aber Vorsicht Nebenwirkungen: Wer "Rockgod" liest, verspürt ein unbändiges Verlangen, raus an den Fels zu gehen - und der beste Kletterer der Welt zu werden.

 Titel: Rockgod- Das Leben einer Kletterlegende
Autor: Jerry Moffatt
Verlag: Panico Alpinverlag

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