But in their hearts …
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Der Bergsportladen schlechthin |
Gesagt, getan, haben wir in alle rechten Straßen auf unserem
Weg geschaut und nach besagtem Geschäft Ausschau gehalten. Eigentlich bin ich
kein Shopping-begeisterter Mensch. Ich muss auch nicht jegliche Hardwear rund
um mein Hobby am besten in mehrfacher Ausführung und allen erdenklichen
Farbtönen der Saison besitzen. Demzufolge ist normalerweise auch nicht der örtliche
Bergsportartikelanbieter mein erster Anlaufpunkt beim Erkunden einer fremden
Stadt. Aber derzeit stehe ich vor dem akuten Problem, dass ein renommierter Kletterpatschenhersteller
ohne Vorwarnung und ohne ersichtlichen Grund einen Kletterschuh aus seinem
Sortiment verbannt hat. Keinen x-beliebigen Schuh. Nein, natürlich ist es DER
Schuh. Ein Kunstwerk aus Gummi und Kunstleder, das wie gemacht ist für meine
individuelle Fußform und meinen mir eigenen Kletterstil. Als ich das erste Mal
mit meinem Fuß hineinrutschte, wusste ich: Dieser Schuh und ich wir gehören
zusammen. Dieser Schuh gab meinem Klettern erst einen Sinn. Aber genauso wusste
ich, dass Klettern für mich nicht mehr möglich wäre, wenn dieser Schuh in einer
hoffentlich fernen Zukunft nicht mehr hergestellt würde. Leider ist diese ferne
Zukunft nur zwei Jahre später eingetreten. Die Gummierung meines letzten Paares
dieser Wunderwaffe wird dünner und dünner. Deshalb befinde ich mich zurzeit auf
einer verzweifelten, sinnsuchenden Reise durch Bergsportläden.
Und so betraten meine Freundin und ich den „Spezialsport“,
den wir schon nach der 25. Seitenstraße, in die wir hineingeschaut hatten,
entdeckten. Meine Hoffnung war, in einem Modell des gleichen Herstellers so
etwas wie den Nachfolger meines Schuhs zu entdecken.
„Kann ich helfen?“, wurden wir, kaum im Laden, angesprochen.
„Wo finde ich denn Kletterschuhe?“ „Da drüben, ich schicke dir jemanden der
sich gut auskennt.“ „Danke, nicht nötig, ich weiß, wonach ich suche und wollte
nur mal schauen.“ Dass auch jenseits der USA an einem gewissen Servicegedanken
gearbeitet wird, finde ich löblich und für viele Branchen auch geeignet. Bei
Bergsportausrüstung ist es jedoch häufig so, dass der potenzielle Käufer, wenn
nicht gerade neu im Vertikalsport, ziemlich genau weiß, wonach er sucht. In
diesem Fall wäre es meines Erachtens für Käufer und Verkäufer besser, wenn
jeder seiner Wege ginge. Stattdessen wird man häufig von übermotivierten und
übergeschulten „Teamern“ vom Hereinkommen bis zum Verlassen des noch so kleinen
Lädchens begleitet. Die Folge der zu vielen wohlgemeinten Ratschläge ist, dass
mein Trotz zum Vorschein kommt, was in ellenlangen Wissensbattles über Hardwear
im Speziellen und Klettern im Allgemeinen mündet. Ein Beispiel: Ich frage in
einem Kletterladen den Verkäufer, ob er mir den „5.10 Anasazi Velcro“ in 42
rausgeben kann. Seit vielen Jahren kletterte ich schon mit diesem Schuh. „Das
ist doch viel zu eng! Spätestens, wenn du am 4. Stand stehst, fallen dir die
Zehen ab. Ich hol dir eine 44.“ Da blieben mir die Worte weg. Aus purer Frackigkeit
habe ich den Schuh dann in 41,5 gekauft. Zu Hause musste ich mir eingestehen,
dass ich ohne ernsthafte medizinische Schäden nicht in diesen reinkomme würde.
Beim Umtausch konnten wir uns auf 42,5 einigen.
Zurück zum Aachener Sportspezialisten. Ich schlich mich in
die Kletterschuhecke und schaute mich um. Schnell überschaute ich das
Sortiment, sah, dass keines der Würde-ich-gern-mal-probieren-Modelle dabei war.
Also schickte ich mich an, schnell das Feld zu räumen. Doch unausweichlich und
bedrohlich wie ein nahender Hurricane bewegte sich der eben noch von mir
dankend abgelehnte Schuhverkäufer auf mich zu. Outdoor-Vertreter von Kopf bis
Fuß. Trotz der geringen Steigungen im Aachener Voreifelland hochgebirgstaugliche
Trekkingschuhe und giftgrüne Boulder-Hose, nur falls man an der einen
Quadratmeter großen Testwand doch mal einen schweren Boulder ziehen muss. Das Mammut-Funktionsshirt
kombiniert mit atmungsaktiver Fleece-Weste, ebenfalls Mammut, machten noch am
meisten Sinn, da die Temperaturen in dem völlig überfüllten Laden wahrlich schweißtreibend
waren. Die bessere Taktik wären jedoch wahrscheinlich eine Bekleidungslage
weniger gewesen und der Verzicht auf eine Strickmütze.
Outdoorfach-Verkäufer: „Kann ich helfen?“ Ich: „Nein danke,
ich wollte nur schauen, ob ihr den Blackwing hier habt.“ Outdoor-Fachverkäufer:
„Hast du schon mal den Speedster probiert?“ Ich: „Ich wollte eigentlich nur
nach einer Alternative für den Jet 7 suchen und schauen, wie die neuen
5.10-Modelle ausfallen.“ Outdoor-Fachverkäufer: „Was willst du denn damit
machen?“ Ich: „Klettern.“ Outdoor-Fachverkäufer: „Bouldern? Steile Routen?
Mehrseillängen?“ Ich: „Ja genau!“ Outdoor-Fachverkäufer in mir meine Naivität
verzeihendem Tonfall: „In den höheren Graden brauchst du ’nen anderen Schuh für
’ne steile Route als für ’ne Reibungsplatte.“ Ich: „Ach?“ Outdoor-Fachverkäufer:
„Also für Routen wie ‚Herkules‘ in der Fränkischen brauchst du schon ’nen
ordentlichen Downturn. Oder bei ‚Carnage‘ in Bleau muss die Kantenstabilität
passen. Also ganz ehrlich, ‚Symbiose‘ wäre ich nie ohne den Phyton geklettert.
Und im Yosemite wäre ich mit meinen Boulder-Schluffen keinen Sechser
hochkommen.“ Ich: „Beeindruckende Ticklist, aber ich suche wie gesagt etwas wie
den Jet 7. Möglichst eine schön weiche Sohle und genügend Downturn. Damit war ich immer sehr zufrieden.
Sowohl in Bleau wie auch auf Kalymnos und in Thailand. Und sogar in ‚Herkules‘
und in ‚Carnage‘ bin ich mit denen schon rumgeklettert.“ Outdoor-Fachverkäufer:
„Was ist mit Mehrseillängen?“ Ich: „Dafür habe ich ’nen alten ausgelatschten
Anasazi Velcro.“ Outdoor-Fachverkäufer: „Also, ich klettere ja nur den cleanen
Kram und die Sachen sind echt hart! Da brauchste schon ’nen super Schuh! Da
kann ich echt den Impact empfehlen. Musst du halt an den Standplätzen
ausziehen.“ Ich: „Also 5.10 habt ihr gar nicht da? Dann danke schön.“ Outdoor-Fachverkäufer
in für meinen Geschmack etwas zu bedeutungsschwangerem Ton: „Kommst Du zu den Moves?“ Ich: „Was???“ Outdoor-Fachverkäufer:
„Zu den Moves, den Soul Moves? Das ist so ein echt chilliges Event. ’Ne Boulder-Session.
Coole Leute, coole Boulder und echt smooth mit den Leuten zu moven!“ Ich: „Naja,
ich schraube da so ein paar Boulder für die Soul Moves.“ Outdoor-Fachverkäufer:
„Äh … ach so … ja schön. Tut mir leid, dass ich nicht weiterhelfen konnte.
Tschüss!“
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Begehrtes Leibchen: Das Eventshirt |
Womit wir beim Thema wären: Boulder-Events.
Ehrlich gesagt habe ich bei nur wenigen tatsächlich mit gebouldert.
Hierfür könnte ich diverse Argumente anführen, die mich als einen ideelleren,
echteren Kletterer, als ein Verabscheuer des Plastikkletterns oder einfach als
einen besseren Menschen dastehen lassen. Die Wahrheit ist, dass mir der Mumm
fehlt, mich mit meinesgleichen zu messen. Mir einzugestehen, dass doch sooo
viele Leute sooo viel besser bouldern, als ich es tue. Diesem ungewollten
Leistungsdruck zum Trotz habe ich einmal mit einem Kumpel angefangen, bei der
„Ehrenfelder Boulder-Nacht“ für jeden nicht geschafften Boulder ein Kölsch zu
trinken. Dass es bei 35 zu schaffenden Problemen einen kausalen Zusammenhang
zwischen proportional sinkender Erfolgsquote und steigender Bierrate gab,
leuchtet ein. Folgerichtig haben wir im kommenden Jahr gar keine Kletterschuhe
mehr angezogen, sondern direkt versucht, 35 Kölsch zu trinken. Obwohl dieses
leckere obergärige Hopfengetränk im handlichen 0,2-l-Maß ausgeschenkt wird, war
uns auch in dieser Disziplin kein sportlich einwandfreier Flash-Erfolg gegönnt.
Die körperliche Verfassung am nächsten Morgen ließ zwar den Schluss zu, dass
wir uns der angestrebten Marke genährt hatten. Doch eine Durchführung
fehlerfrei und in einem Zug ließ sich nicht eindeutig belegen.
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Eventvorbereitung: Schwerstarbeit! |
Bei besagten Soul Moves jedoch gehöre ich seit vielen Jahren
zu den Leuten, die am Vortag massenhaft Boulder schrauben, Boulder probieren,
Boulder wieder umschrauben, um am Abend hoffentlich genügend Probleme für die
Soulmover kreiert zu haben.
Das Schöne am Event-Tag ist, dass – während Hunderte
Sportler minutenlang anstehen müssen, um an den immer schmockiger werdenden
Griffen vielleicht schon beim Lift-off rauszuschmieren und sich anschließend
wieder hinten in die Schlange einzureihen, – ich meinen Muskelkater von einer
netten Boulder-Session an jungfräulichen Bouldern auskurieren und das illustre
Treiben beobachten darf. Und illuster ist das Treiben.
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Entspannte Boulderatmonphäre |
Was in Hühnerställen als nicht artgerecht bezeichnet wird,
tun sich die Sportler hier freiwillig an. Dicht an dicht stehen sie in der
völlig überfüllten Kletterhalle, die chalk- und schweißgeschwängerte Luft
erinnert an eine Raucherkneipe an Karneval zu sehr später Stunde und die dumpfen
Bässe von Dub und Reggae wettstreiten mit „Come on, allez, gett
schoa!“-Geschrei und den Urlauten der um noch mehr Aufmerksamkeit für ihr Tun
werbenden Protagonisten. Und dies tun sich die passionierten Outdoor-Sportler
oft auch dann an, wenn außerhalb der Kletterhalle feinstes Boulder-Wetter herrscht.
Möchte man also an einem Samstag ein umliegendes Boulder-Gebiet ganz für sich
haben, suche man sich einfach den Tag einer solchen Veranstaltung aus.
Zwei modische Stiltypen dominieren das Bild: Der moderne
Boulderer trägt untenrum lange E9-Hosen – wahlweise in Giftgrün oder
Müllabfuhrorange – dazu obenrum nichts (zum Aufwärmen zwischendurch schlüpft
man gerne mal in das Teilnehmer-T-Shirt irgendeiner vergangenen
Boulder-Veranstaltung) und ganz oben eine Strickmütze. Der vertikale
Kurzprogrammliebhaber, der sich den „Schon lange dabei“-Touch geben möchte,
trägt untenrum kurze Boulder-Hosen, obenrum Daunenjacke über blankem Oberkörper
und natürlich: Strickmütze. Bei den Damen sieht es ähnlich aus, lediglich der
bare Busen wird ungern präsentiert, also von Markentops bedeckt. Ich gehe davon
aus, dass sich die Träger dieser Klamotte in zehn Jahren ebenso beim Anblick
ihrer Kletterfotos grämen, wie den Klettermodesündern der 80er beim Betrachten
ihrer unvorteilhaft in pinkfarbenes Lycra gehüllten und durch den Stretcheffekt
besonders zur Geltung gebrachten Männlichkeit und natürlich den
90er-Verve-Hosen-mit-Teva-Sandalen-Sektierern heute so mancher Schamesschauer
über den Rücken läuft. Und keiner kann sagen: Ich war jung und brauchte das Geld.
Ganz im Gegenteil haben auch schon die Jüngsten offensichtlich zu viel Geld. Für
den Preis eines solchen Outfits, und da ist wohlgemerkt kein T-Shirt dabei, kann
man sich schon fast ein Crashpad leisten.
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Photo by Thomas Hörster |
Spannend auf einem solchen Event ist es, die Regelauslegung
leider nicht nur einzelner Teilnehmer zu betrachten. Wenn jeder sein eigener
Schiedsrichter ist, kommt es zu den wunderlichsten Entscheidungen – in der
Regel zu den eigenen Gunsten. „Hey, es geht um die Session, nicht ums Gewinnen!
Coole Leute, coole Boulder! Dabeisein, das ist es!“ Dieser Spirit spiegelt sich
jedoch weder in dem Willen, seinen Nächsten zu spotten, auch wenn die Krux hoch
ist, das Crashpad am falschen Ort liegt und noch drei Leute plaudernd unter dem
inzwischen am ganzen Körper vibrierenden Vertikalartisten stehen, noch im
fairen und ehrlichen Eintragen der erbrachten Kletterleistungen.
Der Klassiker ist der vom Tritt gerutschte Fuß. Boden
berührt, weitergeklettert, Flash eingetragen. Eine moralische Gangart härter
ist der „Naja, hätte ich eigentlich geflasht“-Flash knapp gefolgt vom „Hätte
ich flashen können“-Flash. Ebenso gerne wird der schwere Sitzstart zu einem
Hockstart oder zu einem Beinahe-Stehstart. Und fast genauso beliebt ist der
schwer zu haltende Topgriff, der – obwohl die zweite Hand fehlte oder gar nur
mit einer Hand abgeklatscht wurde – noch als lupenreine Begehung gewertet wird.
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Photo by Thomas Hörster |
Als ich mich ausnahmsweise mal der Situation gestellt habe und
mitgebouldert habe, wurde ich im eigenen Bekanntenkreis Zeuge folgender
Begehung:
Zu klettern war ein Boulder mit vielen, aber relativ
leichten Zügen. An einem Torbogen ging es auf der einen Seite hoch und auf der
anderen wieder runter. Nun war bei diesem wenig aufregenden Ding die einzige Krux,
die zweite Hand an den auf Kniehöhe liegenden, sehr runden Topgriff zu
bekommen. Zuerst versuchte Johann sein Glück. Nach einigem zittrigen Hin-und-Her-Geeier
auf den schmierigen Tritten gelang es ihm, die zweite Hand dazuzunehmen und den
Griff regelkonform drei Sekunden lang zu halten und sich somit eine ehrliche
Flash-Begehung zu sichern. Unter ähnlichen Umständen gelang mir als Zweiter
ebenfalls die zwar knappe, aber regelkonforme und ehrliche Begehung. Als Dritter
im Bunde versuchte nun Björn sein Glück. In souveräner Art und mit einer Extraprise
publikumswirksamer Ästhetik glitt und hangelte er durch den Torbogen. Doch am runden
Finalsloper war es vorbei mit der Katzenartigkeit. Verzweifelt wurde jeder
Tritt mit links probiert mit rechts probiert, geheelhookt, getoehookt, es wurde
blockiert und gestützt, doch nichts half, die Position zu stabilisieren und die
linke Hand vom letzten guten Griff zu lösen und sicher drei ehrliche Sekunden
an den miesen Sloper zu legen. Die immer praller werdenden Unterarme zwangen
Björn zur finalen Verzweiflungstat. Er ließ den linken Griff los und schmiss im
Rauskippen die Hand in Richtung Topgriff. Schwer zu sagen, ob der Fuß zuerst
den Boden berührte oder die Hand den Sloper abklatschte – gewiss ist jedoch,
dass sie dort nicht einmal eine Sekunde verweilte, ehe sich Björn auf der Matte
wiederfand. Ungerührt dieser Tatsache rappelte sich Björn auf, klopfte sich das
Chalk von den Klamotten, griff zu Stift und Papier, machte ein heimliches Kreuzchen
und steckte beides schnell weg. „Björn!“, kam es wie aus einem Mund von Johann
und mir, „Du hast dir doch keinen Flash eingetragen?!“ „Warum denn nicht, ich
hab den doch geflasht!“ „Noch mal rein mit dir! Nichts hast du!“ Darauf holte
Björn seinen Zettel raus, kritzelte darin herum und sagte: „Na gut, dann
schreibe ich eben nur ein Top auf!“ Na, wenn das nicht fair klingt!
Leichter machen es sich da schon einige geübtere Pfuscher,
die sich zu recht Chancen auf einen Sieg ausrechnen. Und diese will natürlich
nicht leichtfertig durch beispielsweise einen wegrutschenden Fuß in einem
leichteren Boulder aufs Spiel gesetzt werden. Also macht man lieber einen Bogen
um alles, was nicht zumindest im mittleren Hardmover-Segment angesiedelt ist.
Dies hat direkt mehrere Vorteile. Den einen eben, nicht bei einem leichteren,
aber doch etwas wackeligen Bewegungsproblem rauszupurzeln. Des Weiteren
ermöglicht diese Taktik ein besseres Zeitmanagement durch die fehlenden
Wartezeiten an den viel frequentierten Allerweltsbouldern und zu guter Letzt
lassen sich die doch auch bei Favoriten beschränken Kraftreserven besser auf die
wahren Probleme konzentrieren. Das Ganze wäre auch eine legitime
Herangehensweise, wenn nicht in arroganter Art und Weise alle ausgelassenen
Boulder mit einem „Kann ich sowieso flashen“-Kreuzchen versehen würden.
Vor einigen Jahren hatten wir einen Spaßboulder kreiert. Man
musste mit Anlauf auf einer leicht geneigten Platte zweimal antreten, um direkt
an den Topgriff zu springen. Solche ungewohnten Timing-Angelegenheiten sind
natürlich sehr unbeliebt, weil wahre „Flashkiller“. Und so schaute ich gerade
bei diesem Boulder zu, als einer der Mitfavoriten sein Glück versuchte. Wie
schon viele vor ihm musste auch er einige Male anlaufen und hüpfen, ehe der
Absprung stimmte und er den Griff erreichte. Doch was musste ich bei der
Auswertung auf seinem Zettel entdecken? Da war das Kreuzchen doch tatsächlich
in die Spalte „Flash“ gerutscht.
Ebenfalls in die Kategorie dumm gefuscht gehört die
sagenhafte Flash-Begehung einer Teilnehmerin des Boulders, der so schwer war,
dass er ansonsten niemandem, nicht einmal den ganz starken Jungs eine
erfolgreiche Besteigung gestattete. Und natürlich auch der ambitionierte
Jungspund, der dem Zuschauer eines veröffentlichten Videozusammenschnitts das
systematische Erarbeiten eines Boulders präsentiert, und zwar eines Boulders,
den er auf seinem Zettelchen als erfolgreiche Begehung im ersten Versuch
dokumentiert hat. Hat er diesen etwa nach seiner Flash-Begehung noch mal
projektiert?
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Photo by Thomas Hörster |
Eines sollte man bei einer allzu großzügigen Regelauslegung
beachten: Wenn man sich versehentlich aufs Treppchen schummelt, wird man von
seinen abgeschüttelten Konkurrenten zukünftig sehr genau beim Bouldern
beobachtet. Und dann bleiben einem nur zwei Möglichkeiten: Entweder erträgt man
die Peinlichkeit, dass man nie mehr an die Leistungen dieses Überfliegertages
anknüpfen kann oder man verlässt die Stadt.
Aber bei aller Frotzelei bleibt zu sagen, Soul Moves sind und bleiben Kult. Ob aktiv oder passiv ein "Mordsgaudi": Geile Musik, geile Moves und eine Menge Leute, die man seit "letztes Jahr Bleau, bei Regen im Decathlon" nicht mehr gesehen hat.
Und für die Regelkonformität gilt folgendes aus einem englischen Bleau-Topo entnommene Zitat: "Some jump off after the crux, avoiding the easier, but high finishing moves, and claim an ascent. But in their hearts they know …"
Und für die Regelkonformität gilt folgendes aus einem englischen Bleau-Topo entnommene Zitat: "Some jump off after the crux, avoiding the easier, but high finishing moves, and claim an ascent. But in their hearts they know …"
Dank an Thomas Hörster Photographs für die tollen Bilder.